Der Gottesdienstraum
Der Innenraum der Allerheiligenkirche ist völlig geprägt vom spartanisch-nüchternen, protestantischen Stil des Generalumbaus von 1966-68.
Kanzel, Altar und hölzerne Rundumempore waren komplett entfernt worden. Lediglich im hinteren Teil des Kirchenschiffs wurde eine neue Empore wieder eingebaut. Auch Kanzel, Altar, Boden, Bänke und Kassettendecke wurden komplett neu gestaltet:
Das Kruzifix
Mitten im Kirchenschiff (direkt gegenüber des ehemaligen Haupteingangs) hängt ein großes Kruzifix, das von Holzart und Stil durchaus schon vor dem Umbau 1966-68 in der Kirche gehangen haben dürfte. Durch seinen Platz ist der Gekreuzigte jetzt ganz sinnenfällig "mitten unter denen, die sich in seinem Namen versammeln" (Mt. 18,20).
Foto: (c) H. Scheich
Der Altar
Beim Umbau 1966-68 kam der neue, schlichte, aber durch seine Form und das Material (marmorierter Stein) elegante, Altar in die Kirche, der das zwei Kruzifix und die Altarbibel beherbergt.
Er wurde genau in der Mitte der Ostwand der Kirche installiert, ganz bewusst direkt unter dem Motivfenster "Heiliger Geist". Das ganze Ensemble fokussiert den Blick der Gottesdienstbesucher/innen auf den Gekreuzigten und die Segnungen, die Gott den Menschen zuteil werden lässt.
Foto: (c) H. Scheich
Motivfenster "Heiliger Geist"
Die Schlichtheit der Kirche wird kontrastiert durch das farbige Motivfenster auf der Ostseite der Kirche. Glasmaler A. Saile (Stuttgart) hat das Fensterensemble, auf das das Kirchenschiff ausgerichtet ist, 1968 angefertigt.
Im Gesamten ist das Fenster ein kleiner Bildzyklus zum Heiligen Geist, und dessen zentrale Wirkungen für die Jünger und die Welt.
Sicher nicht zufällig ist die rote Farbwahl des Rahmens. Diese Farbe symbolisiert die Liebe Gottes (fassbar im Blut Christi) und das Feuer des wirkenden Heiligen Geistes (vgl. auch die liturgische Farbe rot).
Genauso wenig zufällig dürfte der grüne Hintergrund der Bildelemente sein. Grün symbolisiert Wachstum und Hoffnung (vgl. liturgische Farbe grün).
Die Farben drücken den Grund und Antrieb der Gemeinde Christi aus und deren Hoffnung und Zuversicht auf dessen Wirken.
Foto: (c) H. Scheich
Ganz oben - in der Fensterspitze - ist der Heilige Geist zu sehen, dargestellt als Taube. Er lässt Feuerzungen (vgl. Apg. 2) herabregnen und ist damit der Handelnde in allem, was die drei Bilder darunter darstellen.
Die Geistwirkungen (Glaube & Sakramente) sind in Anlehnung an den dritten Artikel des Apostolicums und dessen reformatorischer Auslegung in Luthers Katechismen gestaltet und zusammengestellt .
Im nächsten Teil des Fensters treffen die Feuerzungen direkt auf die Jünger (Pfingsten), die auf einer Art Balkon stehen. Sie entfachen die Jünger mit Glauben. Ein Jünger dreht sich von der Jüngergruppe weg, hin zum Betrachter. Evtl. ist es Petrus, der gerade zur Pfingstpredigt ansetzt (Apg. 2). Angetrieben und gewirkt vom Heiligen Geist, geben die Jünger Glauben und Geist weiter.
Evtl. ist die besondere Positionierung auf dem "Balkon" eine Anspielung auf eine Kanzel (vgl. Rö. 10,17- Kirche als "creatura verbi" vermittelt von der Kanzel, gewirkt vom Heiligen Geist).
Auf der nächsten Ebene darunter erkennt man die Weitergabe des Glaubens und des Heiligen Geistes durchs "geronnenen" (sicht-, spür-, datier- und anfassbar gewordenen) Wort Gottes - das Sakrament der Taufe.
Dargestellt ist die Taufe des "dunkelhäutigen" Kämmerers aus Äthiopien (Apg. 8,26-39) im Jordan, durch Philippus, der sich an einen Wanderstock in Kreuzform klammert, d.h. Taufe und Glauben ganz eng rückbindet ans Evangelium von Jesus Christus.
Foto: (c) H. Scheich
Auf der untersten Ebene ist eine Abendmahls-Szene. Die "Emmaus-Jünger" (Lk. 24,13-35) erkennen Jesus an seiner Art "das Brot zu brechen".
Eher Württemberg-untypisch wird dieses Sakrament und seine Inhalte "greif- und schmeckbare Sünden- vergebung" und "Gemeinschaft" als zentrale Wirk- und Lebensäußerung des Geistes hervorgehoben.
Foto: (c) H. Scheich
Der Taufstein
Gemäß unbestätigter Informationen stammt der bewegliche Sandstein-Taufstein aus dem 16. Jahrhundert. Seine Verzierungen sind den Mustern der Kirchen-Rosettenfenster ähnlich.
Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man, dass auch dieser Taufstein schon eine längere bewegte Geschicte hinter sich hat und schon mindestens einmal "repariert" werden musste.
Die Orgel
Etwas ganz Besonderes ist die Orgel, die 1985-86 (Einweihung Ostersonntag 1986) eingebaut wurde. Sie ist das "Meisterstück" des Orgelbauers Wolfgang J. Braun - der seit drei Jahrzehnten seine Werkstatt in Bickelsberg hat. Die Orgel diente ihm viele Jahre als "Vorführorgel". Deshalb hat sie wesentlich mehr Pfeiffen und Register als es für eine so kleine Kirche üblich ist und für die Kirchengemeinde bezahlbar gewesen wäre. Spieltisch und Gebläse sind im Dachboden des Anbaus untergebracht. Ein Spiegel hilft Organisten in den Altarraum zu blicken.